Interview mit Bestatter Fabian Piepenstock: „Transparenz für die Angehörigen ist mir persönlich sehr wichtig“
Ein alteingesessener Familienbetrieb mit einer angenehm offenen und modernen Ausrichtung. Das Beerdigungsinstitut Feldhaus KG in Haan geht gerade in die vierte Generation über und kann nächstes Jahr auf 90 stolze Jahre Firmengeschichte zurückblicken. Ein Vertreter der neuen Generation und treibende Kraft, wenn es um das Vorantreiben neuer Projekte und der Einführung neuer digitaler Errungenschaften geht, ist der junge Bestatter Fabian Piepenstock. Er setzt sich für mehr Transparenz in der Branche und einen offenen Umgang mit den Hinterbliebenen ein.
Durch einen gemeinsamen Kontakt haben wir die Bekanntschaft mit dem jungen Bestatter aus dem Bergischen Land gemacht. Da die Chemie gleich zu Anfang stimmte und wir auf beiden Seiten Synergie-Effekte ahnten, haben wir Fabian kurzerhand für zwei Tage nach Hamburg eingeladen. Die Chance mit ihm ein Interview zu führen, haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen.
In Familienbetrieben scheint der Weg oft vorgezeichnet. Wann war dir klar, dass du Bestatter werden möchtest?
Während meiner Kindheit und frühen Jugend war ich eher etwas abgeschreckt von dem Beruf des Bestatters. Ein Grund dafür war vermutlich, dass der Bestattungsbetrieb meiner Eltern und unsere Wohnräume im selben Haus liegen. Dadurch gab und gibt es kaum eine Trennung der beiden Bereiche. So bekam ich natürlich auch alle negativen Aspekte mit, die sich bei mir stärker einbrannten als die schönen Seiten des Berufes. Die lernte ich erst später kennen, als ich begann ab und zu im Familienbetrieb auszuhelfen.
Deshalb war ich mir als Jugendlicher ganz sicher, dass ich nicht direkt Bestatter werden wollte und das meinen Eltern auch ganz klar kommuniziert. Da ich keine Lust hatte erstmal Jahre lang in einem Hörsaal zu sitzen und überdies auch nicht gewusst hätte, was ich studieren wollte, habe ich nach dem Abi eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen angefangen.
Mit Ablauf der Probezeit kam ich Abends nach Haus und teilte meinen Eltern mit, dass ich gegangen war. An diesem Abend fragte mich mein Vater ganz direkt ob ich Bestatter werden wollte. Da sagte ich ja zu dem Beruf. Seit dem ich die Ausbildung zur Bestattungsfachkraft angefangen habe, bis hin zu meiner gerade abgelegten Meisterprüfung habe ich meine Entscheidung nicht bereut.
Empfindest du die Zugehörigkeit zu einem Familienbetrieb als Fluch oder Segen?
Klar hat es viele Vorteile Teil eines funktionierenden Unternehmens zu sein. Der elterliche Betrieb bleibt einem als Bezugspunkt und Sicherheit. Überdies kann man über alles sprechen und es fällt einem leichter Emotionen zu teilen und mitzuteilen.
Natürlich hat es aber auch Nachteile mit der Familie zusammen zu arbeiten. Kritik und Gefühle können schlechter herunter geschluckt werden und man kann auch nicht so ohne weiteres gehen.
Als Quereinsteiger oder unabhängig selbstständig gemachter Bestatter ist man dafür auch ungebundener und freier in seinen Entscheidungen. Als Familienbetrieb in dritter Generation mit einem bekannten Namen steht man unter einem hohen Erwartungsdruck. Das fängt schon mit dem Namen an, mit dem bestimmte Erwartungen verbunden sind, und schließt auch die Ausrichtung des Betriebes mit ein. Umso wichtiger ist es, offen für Neues zu sein und nicht zu sehr an alten Traditionen festzuhalten. Dafür setze ich mich als junger Bestatter natürlich verstärkt ein.
Was hast du zur Zeit für freie Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf neue Projekte und Produkte in eurem Betrieb?
Zunächst habe ich immer die Freiheit ein neues Projekt anzufangen, sofern genug Zeit dafür ist. In meiner Freizeit natürlich sowieso. Am Ende kann es immer noch passieren, dass mein Vater sein „Veto“ einlegt, aber das passiert eher selten.
In der letzten Zeit habe ich viel Zeit dafür aufgewendet, die Mitgestaltung und Teilhabe der Angehörigen zu erhöhen. Zum Einen bei Schritten wie beim Arrangieren der Trauerfeier, der Gestaltung des Sarges etc.
Mir ging es aber vor allem um die Dokumentation und Einbeziehung der Angehörigen bei Schritten, bei denen sie nicht teilhaben konnten.
Das heißt, wir stellen ihnen im Nachgang noch mal alle „Arbeitsschritte“ und Dienstleistungen, die wir erbracht haben, in einer Art Portfolio inklusive Fotos der Trauerfeier etc. in digitaler Form zur Verfügung.
So haben die Hinterbliebenen zum einen noch mal alle Details und Erinnerungen an diesen Weg und können sie gegebenenfalls im Nachhinein noch mal aufarbeiten. Zum anderen aber auch vollen Einblick in die geleisteten Arbeitsprozesse. Diese Form der Sichtbarmachung und Transparenz für die Angehörigen, ist mir persönlich sehr wichtig.
Apropos Transparenz. Aktuell wird viel über Pro und Contra der unverbindlichen Preisempfehlung diskutiert. Wie ist deine persönliche Meinung dazu?
Wie schon gesagt, finde ich Transparenz für unsere Kunden sehr wichtig. Das heißt aber nicht, dass ich eine generelle UVP für Bestattungsdienstleistungen und Produkte mit einer direkten Umstellung bzw. harten Einführung sinnvoll finde.
Das Thema lässt sich nicht ohne einen historischen Abriss erörtern. Früher rechnete der Bestatter über die eine Position „Sarg“ alle erbrachten Leistungen mit einer Gesamtsumme von, sagen wie mal 4000,- D-Mark, ab. Mit der Abschaffung des gesetzlichen Sterbegelds 2004 wurden die Beerdigungskosten von der Versicherung auf die Angehörigen abgewälzt. Dabei empfand man es vielleicht als pietätlos der trauernden Witwe das zweistündige Gespräch in Rechnung zu stellen.
So wurde die Abrechnungsmethode über die Produkte fortgeführt. Erst nach und nach setzten sich Bestattungsunternehmen dafür ein, dass ihre Dienstleistungen entsprechend honoriert werden.
Wir geben unseren Kunden immer eine detaillierte Übersicht und Erklärungen über Dienstleistungen, Preise und Qualität der Produkte. Denn es gibt natürlich einen Unterschied zwischen dem handgefertigten Eichenholzsarg, der in Deutschland hergestellt wurde und dem sehr ähnlich aussehenden Eichenholzsarg, der industriell im Ausland produziert wurde.
Für den Kunden ist der Preisunterschied erst mit der entsprechenden Erklärung ersichtlich. Am Ende trifft der Kunde seine Wahl und wir unterstützen ihn bei all seinen Entscheidungen.
Auf der Rechnung sollten dann später alle Posten detailliert aufgelistet sein, so dass sie von den Angehörigen nachvollziehbar sind. Das heißt auch, schwammige Begriffe und Umschreibungen wie „sonstige Dienstleistungen“ zu vermeiden. Es hat auch einen Vorteil für Folgeaufträge, wenn der Kunde dann zu dir sagt: „wie bei Vattern vor 2 Jahren“.
Am Ende ist der UVP also ein erstrebenswertes Ziel, setzt aber viel Verständnis und eine genaue Differenzierung seitens der Bestatter, aber auch der Angehörigen und Verbraucherinitiativen voraus. Der Sarg darf nicht „der Sarg“ sein, sondern das Modell und dessen Parameter müssen klar sein. Dann macht ein UVP zum Vergleich verschiedener Särge und verschiedener Anbieter potentiell Sinn.
Was ist in für dich die wichtigste Errungenschaft der Digitalisierung?
Mein Smartphone. Der große Vorteil ist, dass ich auch von einem Hausbesuch aus darauf zugreifen kann und kann so direkt verschiedenste Dinge erledigen. Außerdem benutzen wir es, um auf Trauerfeiern Musik abzuspielen. Die richtige Auswahl an Musik spielt auch eine wichtige Rolle und ist so sehr einfach. Da ich persönlich gerne mit Apple arbeite, nutzen wir dafür die verschiedenen Angebote, wie iTunes, iCal als Kalender, Kamera zum Scannen etc. Und man kann mit den Dingern sogar telefonieren…