Die Digitalisierung der Bestattungsbranche

Augmented Reality, papierloses Büro, Internet of Things, Cloud Computing, Big Data, Sharing Economy, Robotik, oder künstliche Intelligenz. Begriffe aus Science-Fiction Filmen oder baldige Realität als Teil der Digitalisierung? Und was bedeuten diese „Konzepte“ für eine Branche, deren zentraler Bezugspunkt immer der Mensch bleiben wird?

In einer mehrteiligen Artikel-Serie geht unsere Redakteurin Mayka Engelmann auf dem Pacemo Blog diesen und anderen Fragen rund um das Thema Digitalisierung auf den Grund.

Digitalisierung und Arbeiten 4.0

Die Digitalisierung hat nahezu alle Bereiche unseres Lebens erfasst. Wir können unsere Heizung per App steuern, unser Auto per Knopfdruck selbst einparken lassen, es gibt Kühlschränke, die selbstständig Milch nachbestellen und online können wir nahezu alles einkaufen und erledigen. Und auch die Arbeitswelt erfährt eine intensive digitale Transformation. Das papierlose Büro hat Konjunktur, Ersatzteile können dreidimensional ausgedruckt werden und die Kommunikation mit Kollegen findet über Landesgrenzen und Zeitzonen hinweg Online und in der Cloud statt. Viele Technologien verändern Berufe, Branchen und ganze Volkswirtschaften. Experten sprechen heute von der Arbeit 4.0, oder auch von Industrie 4.0.

Doch was genau umfasst Digitalisierung und was meint Arbeit 4.0? Tatsächlich findet die sogenannte digitale Transformation statt, seit es Computer gibt. Genauer gesagt, seit es die Möglichkeit gibt analoge Daten in digitale Werte um zu wandeln. Das soll gleichzeitig nicht bedeuten, dass ein Abschluss dieses Projektes in Sicht ist. Wo wir uns auf dieser unbestimmten Geraden der digitalen Transformation befinden ist nicht absehbar.

Fest steht jedoch, dass sich unser Leben und Arbeiten maßgeblich durch die Digitalisierung verändert hat und ein Tipping Point auf dieser Geraden das „Arbeiten 4.0″ markiert. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales unter der Leitung Andrea Nahles (SPD) hat unter selbigem Titel ein Grünbuch (April 2015) verfasst, in welchem diese Stufen ausführlich beschrieben werden. Hier findet man auch folgende Definitionen:

  • Arbeiten 1.0 bezeichnet die beginnende Industriegesellschaft und die ersten Arbeiterorganisationen.
  • Arbeiten 2.0 ist die beginnende Massenproduktion und die Anfänge des Wohlfahrtsstaats am Ende des 19. Jahrhunderts.
  • Arbeiten 3.0 umfasst die Zeit der Konsolidierung des Sozialstaats und der Arbeitnehmerrechte auf Grundlage der sozialen Marktwirtschaft.
  • Arbeiten 4.0 ist vernetztes, digitales und flexibles Arbeiten. Die wachsende Vernetzung und zunehmende Kooperation von Mensch und Maschine ändert nicht nur die Art, wie wir produzieren, sondern schafft auch ganz neue Produkte und Dienstleistungen. Durch den kulturellen und gesellschaftlichen Wandel entstehen neue Ansprüche an Arbeit, auch die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen verändert sich. [1]

Begriffliche Abgrenzung

In der aktuellen Diskussion werden Arbeiten 4.0 und Industrie 4.0 (plus Wirtschaft 4.0 und Handwerk 4.0) oftmals synonym verwendet. Der Titel „Arbeiten 4.0“ knüpft zwar an die aktuelle Diskussion über die vierte industrielle Revolution (Industrie 4.0) an, rückt aber die Arbeitsformen und Arbeitsverhältnisse ins Zentrum – nicht nur im industriellen Sektor, sondern darüber hinaus in der gesamten Arbeitswelt. Das umfasst eben auch die Kommunikation zwischen Mitarbeitern, neue Arbeitszeitenmodelle, Vereinbarkeit von Arbeit und Privatem und so weiter. Eine Rolle spielt auch die Automatisation von Arbeitsprozessen, die dazu führt, dass der Mensch immer mehr Arbeit an Maschinen abgibt bis hin zur vollständigen Ersetzung.

Das Schlagwort „Industrie 4.0“ beschreibt vor allem den Umbruch im produzierenden Sektor. „Die deutsche Industrie steht vor einer neuen Ära. in der sich die digitale Welt mit der Welt der Maschinen verbindet, mit tiefgreifenden Veränderungen in allen Branchen.“ so Karl-Heinz Land, der Sprecher der Initiative Deutschland Digital (IDD) in einem Interview mit dem Magazin „Zeitschmelze“.[1] Dabei verschmelzen virtuelle und reale Prozesse auf der Basis sog. „cyber-physischer Systeme“ (CPS).[2] Die „reale“ Welt verschmilzt also mit der virtuellen. Man sagt auch, dass die physikalische Welt durch CPS mit der virtuellen Welt zu einem „Internet der Dinge“ wird. Doch dazu ein anderes Mal mehr.

Schnelles Handeln ist gefragt

Die Auswirkungen von Industrie 4.0 als auch Arbeit 4.0 betreffen Arbeitnehmer und Unternehmer gleichermaßen.

Für Unternehmen bedeutet das, schnell zu handeln. Sie müssen laut IDD-Sprecher Land darauf vorbereitet sein, „dass sich ihr Marktumfeld von jetzt auf gleich radikal verändern kann.“[3] Dabei gilt es einige Herausforderungen zu meistern. Zum Beispiel müssen „klassische Unternehmen ganze Geschäftsprozesse neu definieren und digitalisieren. Dafür benötigen sie maßgeschneiderte Lösungen. Die Software von der Stange hat ausgedient.“

Für Arbeitnehmer gilt folgende Faustregel: Wessen Arbeitstag hauptsächlich aus Routineaufgaben besteht, wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sehr wahrscheinlich von einem Roboter in Software oder Hardware ersetzt[4]. Es gibt natürlich auch Ausnahmen. Künstler, Unternehmensgründer und viele Menschen, die direkt mit Menschen arbeiten, werden sich nicht so leicht ersetzen lassen.

Aber was könnten die hier vorgestellten Theorien und Konzepte konkret für die Zukunft der Bestattungsbranche bedeuten?

BestatterInnen sind Vermittler

Die fortgeschrittene Digitalisierung und Automation der Arbeit und des Lebens bedeuten nicht zwangsläufig, dass das Soziale an Bedeutung verliert. Im Gegenteil: Zwischen Technologie und Automatisierung ist es der Mensch, der alles zusammenhält.

Das gilt in Zeiten von Internetdienstleistungen und Online-Bestattungsangeboten vor allem für das Berufsbild der BestatterInnen. Da sie Dienstleistung am Menschen machen, ist ihre Funktion nicht durch Technologie (oder Roboter) ersetzbar.

Deshalb ist die digitale Transformation für diese Branche keinesfalls ein Grund zur Sorge, sondern vielmehr ein Gewinn für Jene, die sich dem Fortschritt nicht verschließen. Vielleicht wird sich die Art und Weise der Bestattungspraxis, der Umgang mit Trauer und die Organisation des Nachlasses weiter entwickeln und vielleicht sogar automatisieren und somit die Bestattungskultur nachhaltig verändern. Die Bedeutung der regionalen BestatterInnen jedoch schwindet nicht. Nur die Kommunikation und die dafür verwendeten Technologien verändern sich. So gibt es z.B. intuitive Software, die ihnen den Rücken freihalten soll, damit der Verstorbene und die trauernden Hinterbliebenen eine achtsame und individuelle Begleitung erfahren. So eine Software unterstützt die Arbeit, ersetzt aber keinesfalls ihre wichtige Funktion als Vermittler und Begleiter bei einem der wichtigsten Themen unseres Lebens: dem                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             ENDE

 

 

[1] „Offensive ins zweite Drittel“, Zeitschmelze: Ausgabe 01/16

[2] Vgl. URL: https://upload-magazin.de/blog/12887-arbeiten-4-0/ (Stand 24.10.16)

[3] „Offensive ins zweite Drittel“, Zeitschmelze: Ausgabe 01/16

[4] Vgl. URL: https://upload-magazin.de/blog/12887-arbeiten-4-0/

[1] Vgl. URL: https://www.arbeitenviernull.de/dialogprozess/gruenbuch/arbeiten-40.html